Geschichte Österreich

Entdeckung des Penicillins

Die Geschichte des Penicillins

Die Entdeckung des Antibiotikums Penicillin gehört wohl zu einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Medizin. Bis zu der Entdeckung des Wirkstoffes verstarben viele Menschen bereits an kleinen Wunden, die sich infizierten, und auch andere durch Bakterien hervorgerufene Infektionen wie Lungenentzündungen, Pocken oder Syphilis verliefen oft tödlich. Sowohl Penicillin als auch die in den Jahrzehnten danach entwickelten Folgepräparate nahmen den Krankheiten den Schrecken und steigerten die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen um 10 Jahre.

Die beruhte auf einem Zufall: 1928 legte der Bakteriologe Alexander Fleming, der am Londoner St. Mary’s Hospital arbeitete, eine Nährbodenplatte an, auf die er Staphylokokken – eine bestimmte Art von Bakterien – gab. Er vergaß diese Platte und begab sich in die Sommerferien. Nach seiner Rückkehr an das Hospital entdeckte er die Platte und sah, dass auf dem Nährboden ein Schimmelpilz gewachsen war, in dessen unmittelbarer Nähe sich die Staphylokokken nicht vermehrt hatten. Der Schimmel, den Fleming „Penicillin“ nannte, tötete also Bakterien ab. Weitere Versuche mit dem Penicillin zeigten Fleming, dass der Wirkstoff zwar nicht alle, aber alle grampositiven Bakterien abtötete und dass Penicillin sowohl für Menschen als auch für Tiere ungiftig war. Trotzdem kam Alexander Fleming nicht auf die Idee, den Wirkstoff als Medikament zu verwenden.

Erst 10 Jahre später stießen die Wissenschaftler Ernst B. Chain, Howard Florey und Norman Heatley, die Stoffe untersuchten, die Bakterien schädigen, auf Flemings Entdeckung. Sie analysierten das Penicillin und schafften es, den Wirkstoff zu isolieren. Die Wissenschaftler untersuchten die Wirksamkeit des Penicillins zuerst an Ratten, indem sie 50 Tieren eine sehr hohen Gabe von Streptokokken verabreichten. 25 Ratten erhielten dann eine Dosis Penicillin – von diesen 25 Tieren starb nur eines, aus der Gruppe der Ratten, die kein Penicillin erhalten hatte, starben alle Tiere. Die Erkenntnis, dass das Penicillin so gut wirkte, war sogar für die Forscher überraschend. 1941 wurde der erste Mensch, ein Polizist aus London, der sich nach einer kleinen Schnittwunde eine Blutvergiftung zugezogen hatte, mit Penicillin behandelt. Innerhalb von wenigen Tagen war sein Fieber verschwunden, doch da zu diesem Zeitpunkt kein Penicillin mehr vorhanden war, musste die Behandlung gestoppt werden. Der Polizist verstarb kurz darauf und den Wissenschaftlern wurde klar, dass Penicillin länger eingenommen werden muss, als bei dem Erkrankten Symptome vorhanden sind.

Nach diesen Erkenntnissen flogen Heatley und Florey in die Vereinigten Staaten, machten dort Werbung für das Penicillin und erregten große Aufmerksamkeit. So verlagerte sich die Forschung an dem Antibiotikum in die USA, da dort dringend wirksame Medikamente für Soldaten benötigt wurden. Die Forschung schritt rapide fort und man fand Möglichkeiten, Penicillin, das bisher nur sehr mühsam herzustellen war, schneller und in großen Mengen zu produzieren. Ab 1942 begann die industrielle Herstellung des Penicillins, das jedoch zuerst überwiegend für verwundete Soldaten benutzt wurde. Ab 1944 war die Produktion dann aber so groß, dass auch die zivile Bevölkerung mit Penicillin behandelt werden konnte und so gab es das Medikament bald in jeder . 1945 erhielten Alexander Fleming, Ernst Chain und Howard Florey für ihre bahnbrechende Entdeckung den Nobelpreis.