Geschichte Österreich

Die II. Republik Österreich

Zweite Republik (1945 - heute)

Offiziell fand der Zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands sein Ende. Für das besetzte Österreich war der nationalsozialistische Terror jedoch schon früher beendet worden. Bereits seit Anfang der Vierziger Jahre hatte sich die Alliierten, allen voran die Sowjetunion, Gedanken darüber gemacht, welche Staatsform für Österreich nach der Niederschlagung des Dritten Reiches sinnvoll und angemessen sein würde. Von Donaukonföderation bis Alpenstaat, von Monarchie bis Föderalismus, Verschiedenes wurde durchdacht und besprochen. Als dann im April 1945, nach der blutigen Schlacht um Wien, die zigtausende sowjetische und deutsche Soldaten das Leben kostete, Österreich von der Naziherrschaft befreit war, da begann auch sogleich die Staatsbildung im Land. Unter anderem führten diese Prozesse auch dazu, dass sich die Parteienlandschaft Österreichs neu bildete und gruppierte. So entstand beispielsweise aus den Sozialdemokraten und der und den Revolutionären Sozialisten die SPÖ, die mit zehn Vertretern der neuen provisorischen Regierung angehörte. Neun Abgeordnete stellte die ÖVP, sieben die KPÖ und drei waren unabhängig. Nach und nach erkannten alle alliierten Mächte die vorläufige Regierung an, die damit beauftragt wurde, die Republik wieder herzustellen, als Verfassungsgrundlage galten die Vereinbarungen von 1920 und ebenfalls in ihrer novellierten Form von 1929.

Zunächst wurde Österreich, wie dies auch später in Deutschland gehandhabt wurde, in vier Besatzungszonen unterteilt, in eine britische, französische, amerikanische und sowjetische Zone. Wien wurde ebenfalls anfänglich so verwaltet. Zehn Jahre nach Kriegsende, 1955, war Österreich dann endlich wieder ein souveräner Staat, der, unabhängig von den Besatzungsmächten, autonome nationale Entscheidungen treffen konnte. Damit dies gewährleistet werden konnte, hatte sich die Alpenrepublik zu völliger Neutralität verpflichtet und dies auch verfassungsrechtlich verankert. Nach und nach setzte nun auch wieder Wirtschaftswachstum ein, wobei dies der ehemaligen sowjetischen Zone länger dauerte, weil hier nach Kriegsende von den Besatzern alle Industrieanlagen, die vorher ja wiederum von den Deutschen als Eigentum beansprucht worden waren, demontiert worden waren.

Mit dem Ende des so genannten Eisernen Vorhangs veränderte sich Österreichs Position im europäischen Gefüge 1989 erneut. Hatte es bis dato quasi als eine Art neutraler Puffer zwischen dem kommunistischen Osten und dem demokratischen Westen gebildet, so war es nun an der Zeit der Europäischen Union beizutreten, was die Republik dann auch 1995 tat. Vorher war dies aufgrund der nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegten Neutralitätsvereinbarung nicht möglich gewesen. Mit der Zugehörigkeit zur EU entfielen die Personen-Grenzkontrollen an den Grenzen zu Italien, Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien.

Hinsichtlich der innenpolitischen Entwicklungen in der Zweiten Republik herrschte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ein besonderes Bedürfnis eines ausgeglichenen politischen Machtverhältnisses im Land, damit ein Ungleichgewicht nicht wieder zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen konnte. In den Siebziger Jahren änderte sich dieses Bedürfnis etwas, denn dreizehn Jahre lang regierte die SPÖ unter Bundeskanzler Bruno Kreisky das Land mit einer absoluten Mehrheit der Stimmen und Mandate im Parlament. Überhaupt waren die 70er auch für Österreich eine Zeit des Aufbruchs und der Modernisierung und internationalen Öffnung. Die bedeutete auch, dass sich der moderne Sozialstaat entwickeln konnte, in dem es beispielsweise keine Studiengebühren mehr gab, die Frau in der Ehe rechtlich gleich gestellt wurde, die 40-Stunden-Woche eingeführt wurde und Mitbestimmungsrechte an Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten ausgeweitet wurden. Auch eine Reform des Strafrechts gehörte dazu.
Die Diskussion um den Ausbau der Atomkraft (Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf) führte schließlich dazu, dass die SPÖ ihre absolute Mehrheit verlor und Kreisky zurücktrat. In Folge schloss sich eine kleine Koalition, bestehend aus SPÖ und FPÖ zusammen, diese zerbrach jedoch Ende der Achtziger Jahre durch die Wahl Jörg Haiders in das Amt des FPÖ-Parteiobmanns, weil der damals amtierende Bundeskanzler Franz Vranitzky eine Kooperation strikt verweigerte. In den nächsten Jahren entwickelte sich die FPÖ immer stärker in Richtung Rechtspopulismus und hatte enorme Stimmenzuwächse zu verzeichnen. Eine Folge davon war eine Zurücknahme der liberalen Einwanderungsgesetze und veränderte Leistungen im Bereich des Sozialstaates und eine Änderung der Besteuerung.

Natürlich waren die Unruhen auf dem Balkan für Österreich als unmittelbares Nachbarland DAS Thema der 90er Jahre. Insbesondere die Unruhen und Auseinandersetzungen (Schusswechsel) zwischen jugoslawischen und slowenischen Truppen beunruhigten die Österreicher sehr. Die Balkankriege der 90er Jahre führten zu einem Flüchtlingsstrom nach Österreich. Vor allen Dingen aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo. Von den Österreichern flossen viele Spendengelder und andere Aufbauhilfen in die vom Krieg zerstörten Ländern.

Der Zweite Weltkrieg und vor allen Dingen die Annexion durch Hitlerdeutschland, veränderten die Ausprägung der österreichischen Idententität maßgeblich. Vom weitestgehend deutschnationalen Denken wandelte es sich, vor allen Dingen aufgrund der traumatischen Erfahrungen im Dritten Reich und weil man sich von der Bundesrepublik Deutschland unterscheiden wollte. Bis man sich kritisch mit der NS-Zeit, also sowohl mit den von Deutschland begangenen Gräueltaten, aber auch mit der in weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung vorhandenen Zustimmung zum Hitlerregime auseinandersetzte, dauerte es jedoch einige Zeit. Mit der Bundeskanzlerschaft von Franz Vranitzky änderte sich dies jedoch und eine Aufarbeitung fand auf allen Ebenen statt.

Die Einführung des Euro als Buchgeld am 1. Januar 1999 in Österreich zeigt, dass das Land nun Bestandteil der Europäischen Gemeinschaft geworden ist, verdeutlich wird die noch mal, als der Euro dann drei Jahre später auch offizielles Zahlungsmittel für alle Bürger wird.